Krebse zum Frühstück

Wie Vietnamesen mich auf Dänisch zum Essen einluden

Wir sind auf dem Weg nach Nha Trang, um dort Silvester zu feiern. Doch vorher haben wir noch etwas Zeit und entscheiden uns zwei Nächte im winzigen Ca Na zu bleiben. In irgendeinem Forum in den Weiten des Internets hatten wir einen Eintrag über den schönen Strand dort gefunden. Also springen wir kurzerhand aus dem Fernbus und stolpern in die einzige Unterkunft des Ortes. Doch mit wem wir die nächsten Tage verbringen können wir noch nicht ahnen.

Diese Ankunft muss ja gebührend gefeiert werden, so machen wir uns auf, ein Bierchen im Kiosk auf der anderen Straßenseite zu holen. Dort werden wir von einem älteren vietnamesischen Pärchen in gebrochenem Englisch angesprochen:

„Where you from?“

„I’m from Germany“ und meine Freundin Susanne antwortet, dass sie aus Norwegen komme.

“Ahhhh…we Denmark”.

Was passiert hier gerade in Ca Na?

Wie? Die beiden kommen aus Dänemark? Soll sich meine Studium an einer dänischen Uni jetzt etwa doch bezahlt machen?

Zum besseren Verständnis werde ich die folgenden Gespräche jetzt ins Deutsche übersetzen. Dänische Sprachkünste sind in Deutschland ja doch eher selten verbreitet. Stell dir einfach vor, wie ich nun mit dem Pärchen in diesem winzigen vietnamesischen Dorfkiosk ein Gespräch auf gebrochenem Dänisch beginne.

„Ihr kommt aus Dänemark?“

„Ja, wir sind vor 40 Jahren nach Dänemark ausgewandert. Und warum sprichst du eigentlich Dänisch?“

„Ich komme aus Flensburg und habe an der Syddansk Universitet studiert.“

„Ahhh…wir machen gerade Urlaub hier und besuchen unsere Familie hier im Dorf.“

Als die erste Verwunderung überwunden ist und noch weitere nette Worte gewechselt wurden trennen sich auch unsere Wege. Wir erkunden noch den Strand und essen in einem kleinen Restaurant zu Abend. Danach setzen wir uns noch auf ein Bierchen auf die Hotelterrasse. Und wer gesellte sich kurz später dazu auf die Terrasse? Das dänische Pärchen plus ca. zehn Familienmitglieder.  Wenig später werden wir auch mit an ihren Tisch geholt und eine etwas skurrile Unterhaltung beginnt. Direkt konnten wir nur mit dem Pärchen auf Dänisch bzw. Norwegisch kommunizieren. Susanne und ich ergänzen uns sprachlich auch optimal. Mein Wortschatz war zwar etwas begrenzt, dafür weiß ich in der Regel, wie ich die Norwegischen Wörter auf Dänisch ausspreche. Dazu kommen natürlich noch viel Vietnamesisch und noch mehr Gestikulieren mit Händen und Füßen. Einfach witzig. Wir haben auch das Glück, dass die Dänen gleich ein 20er-Pack Dosen gekauft haben, die uns immer wieder unter die Nase gestellt werden. Wie soll ich auch bitte zu einem Bier nein sagen?

Gegen Ende des Abends verabschieden wir uns dann herzlich für den lustigen Abend und die vielen Biere und gleich vorgeschlagen, sie am nächsten Tag als Dank zum Essen einzuladen. Und auf einmal geht eine wilde Diskussion auf Vietnamesisch los.
„Anstatt, dass ihr uns morgen einfach einladet, haben wir einen besseren Vorschlag. Wir laden euch morgen früh zu uns nach Hause im Dorf zum Frühstück ein und im Gegenzug ladet ihr uns morgen Abend zum Essen ein.“

Abendstimmung in Ca Na

Natürlich nahmen wir dieses Angebot an. Zum Frühstück mit nach Hause kommen, wie geil ist das denn?

Frühstück im Fischerdorf Ca Na

Morgens um acht geht es denn im klassischen Stil mit 6 Leuten im winzigen Auto zum ein paar Minuten entfernten Haus in Ca Na. Dort werden wir mit nur freundlichen Gesichtern, vielen Umarmungen und einem grandiosen Frühstück empfangen. Ungewöhnlich für uns Europäer, aber grandios. Oder isst du etwa regelmäßig einen ganzen Einer voll frisch gefangener Krebse zum Frühstück? Dazu gibt es einen großen Topf Fischsuppe, frittierten Fisch, frische Kräuter (Koriander, Minze…), verschiedene Saucen und natürlich Reis. Dazwischen werden immer wieder diverse kleine Leckereien gereicht. Witzig ist auch, dass wir einfach nicht nein sagen dürfen. Wir müssen immer mehr, und mehr Essen…und dann sogar noch mehr. Aber bei diesen freundlichen und herzlichen Menschen können wir auch einfach nicht Nein sagen.

Zwischendurch werde ich auch einer besonderen Ehre zuteil. Mit meinem Mitnachbar habe ich mich inzwischen angefreundet und er knackt mir einen besonders großen Krebs auf. Zwischen dem zarten, weißen Fleisch sehe ich einen schwarzen Glibber. Genau auf diesen Glibber zeigt er mit hocherfreuter Miene und macht mit einer der Scheren eine Löffelbewegung. Ein fragender Blick zurück von mir – ein noch erfreuteres Grinsen und eine noch intensivere Löffelbewegung.

„Hilft wohl nix. Da muss ich jetzt durch!“, denke ich nur und schlabber den Glibber weg.

„Mhmmmm“ mache ich mit einem freudigen Gesicht.

So richtig gut schmeckt es nicht und ich weiß auch bis heute nicht genau, was ich da gegessen habe. Aber vor Ort ist es sicher eine Delikatesse also frue ich mich über diese überaus nette Geste. Interessant für uns ist auch die Getränkeauswahl zum Frühstück: Bier! Nach dem Frühstück haben wir dann schon fünf Dosen intus, sodass der Rest des Tages dann etwas entspannter verläuft.

Trocknende Calamari am Hafen

Wir sind auf jeden Fall absolut begeistert von dieser Gastfreundschaft und der Offenheit der Menschen. Sie haben nicht viel, aber teilen das, was sie haben, unglaublich gerne. Dementsprechend sind wir auch sehr froh mit dem Abendessen etwas zurückgeben zu können.

Mehr Bier und leckeres vietnamesisches Essen

Doch vor dem Essen machen wir mit dem dänischen Pärchen noch eine Führung durch das gesamte Dorf, schauen und den Hafen mit den Fischerbooten an und besuchen alte Freunde und Verwandte Natürlich jeweils mit einem Bierchen.

Zum Abendbrot treffen wir die gesamte Familie erneut in einem kleinen Dorfrestaurant. Es gibt vietnamesische Sommerrollen. Aber nicht, wie wir sie in Deutschland kennen. Hier werden sie selbst gemacht. Es gibt drei Tischgrills, auf denen Rind, Huhn und Garnelen schmoren und dazu diverse Schälchen mit Gemüse, Salat, Kräutern und Saucen auf dem Tisch. So kannst du dir einfach ein Reisblatt nehmen, es anfeuchten und dann mit den gewünschten Zutaten füllen und aufrollen. Tadaaa…fertig ist die perfekte Sommerrole. Dazu gibt es, du wirst es sicher erraten, mehr Bier. Prost!

So ging unser doch sehr kurzweiliger Kurztrip nach Ca Na mit diesem Essen perfekt zu Ende und ich werde mich wohl immer an diese skurrile dänische Bekanntschaft an der Vietnamesischen Küste erinnern.

Praktische Tipps

Aktivitäten in Ca Na

Am Strand entspannten, den lokalen Markt entlangschlendern und den Tempel am Hügel erklimmen.

Wohnen in Ca Na

Wir haben im einfachen und günstigen Pandaran Hotel gewohnt und das war absolut in Ordnung. Die Terasse zum Meer ist perfekt für entspannte Abende.

An und Abreise

Durch Ca Na führt die Hauptverkehrsstraße an der Küste. Das heißt alle Busse von Mui Ne nach Nha Thrang fahren dort entlang. Du musst nur bei der Abfahrt Bescheid sagen, bzw. direkt das Ticket nur nach Ca Na buchen. Die Abfahrt ist ähnlich einfach. Entweder stellst du dich an die Straße und winkst einen der vielen Reisebusse heran. Alternativ kannst du auch bei einer Busfirma anrufen (anrufen lassen) und ein Platz reservieren.

Bargeld

In Ca Na gibt es keinen Bankautomaten. Denk also dran genug Bargeld mitzunehmen. Das schöne in Vietnam ist ja, dass du auch gerne mal ein paar Millionen mit dir rumtragen kannst.

Hattest du schon irgendwelche verrückten Sprachbegegnungen? Ich freue mich über jede noch so skurrile Geschichte in den Kommentaren.
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